Emanzipation bei den Störchen. Am 8. März findet jährlich der internationale Weltfrauentag statt. Dabei hat sich die Vogelwelt längst emanzipiert. Und so dreht sich auch bei den wilden Störchen im Weltvogelpark Walsrode im Moment alles nur um das Wohlbefinden der Weibchen. Aktuell bereiten die Männchen dort die Nester für ihre Partnerinnen vor.
Mit über 4.000 Vögeln aus 650 Arten und von allen Kontinenten ist der Weltvogelpark Walsrode nicht nur der größte Vogelpark der Welt, sondern beheimatet auch zahlreiche wilde Störche, die jedes Jahr aus dem Süden zurückkehren, um im Park zu brüten. Die Männchen kehren mehrere Tage vor den Weibchen zurück und beginnen damit, das Nest für die Brut auszubessern und zu erweitern. Störche sind ihrem Partner meist ein Leben lang treu und warten somit stets auf dieselbe Partnerin. Bei Weißstörchen kann das bis zu 35 Jahre bedeuten.
Erster Storch ist angekommen.
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Kuckuckskind im Weltvogelpark
Wenn das Weibchen dann zurückkehrt, ist die Freude groß. Dann begrüßen sich die Störche lautstark mit einem Klapperkonzert. „Das Klappern ist durch den gesamten Park zu hören und gehört mittlerweile für uns mit zur Zeit der Saisonvorbereitung dazu. Die Tiere freuen sich, ihre Lebenspartner wiederzusehen. Und auch wenn ein fremder Vogel das eigene Nest besetzt hat, wird ordentlich geklappert, um den Eindringling zu verscheuchen“, erklärt Janina Ehrhardt, die Pressesprecherin des Weltvogelparks.
Auf einen Storch warten die Pfleger des Weltvogelparks jedes Jahr besonders. Er kommt stets vor den anderen Tieren und kündigt so inoffiziell die rückkehrenden Störche an. „Ab Anfang Februar halten die Pfleger ihre Augen offen nach diesem Storch und haben einen kleinen Wettkampf, wer ihn als Erstes erspäht. Wir vermuten, dass dieser eine andere Reiseroute nimmt als die anderen Störche und somit eher hier ist – oder er möchte gern viel Vorlauf haben, um das Nest besonders hübsch herzurichten, bevor seine Auserwählte zurück ist“, erzählt Ehrhardt.
Weltvogelpark Walsrode - Storch Flug
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Nicht nur der Weißstorch legt seiner Partnerin die Welt zu Füßen. Auch andere Vogelmännchen tun vieles, um den Weibchen zu imponieren. Nachtigallenmännchen singen dem Weibchen etwas vor und versuchen sie so, von sich mit der schönsten Melodie zu überzeugen. Andere Vögel wie der Pfau putzen sich heraus, um möglichst prachtvoll und ansprechend für ihr Weibchen auszusehen.
Der Weißstorch gilt in Europa als gefährdet und schutzbedürftig. Die Vögel bevorzugen offenes, feuchtes Grasland, und durch die Landwirtschaft nimmt dieser Lebensraum stetig ab. Im Weltvogelpark wurden in den letzten Monaten mehrere Maßnahmen ergriffen, um für die Störche mehrere neue Nistplätze zu schaffen und so zum Arterhalt beizutragen. Zwei Bäume waren von Fremdbewuchs und Borkenkäfern befallen, und anstatt sie zu fällen, wurden sie nur gekürzt, um weitere Nistmöglichkeiten zu schaffen. Auf den gestutzten Stämmen sollen nun Wagenräder angebracht werden, um den Untergrund für die Storchennester zu vergrößern und den Tieren so den Nestbau in den kommenden Jahren zu erleichtern. Störche arbeiten jedes Jahr weiter an ihren Nestern, vergrößern diese und bessern sie aus. Bis die neuen Nester genutzt werden können, vergehen bis zu zwei Brutsaisons. Einen Monat nach Brutbeginn ist dann mit rund drei Jungstörchen zu rechnen. „Wir fühlen uns allerdings nicht nur für die Tiere in den Gehegen zuständig. Uns liegt auch das Wohl der wilden Vögel sehr am Herzen. Deshalb achten wir darauf, diesen ruhige und sichere Nestplätze zu ermöglichen. Wenn die Störche am Anfang jedes Jahres wieder in den Weltvogelpark zurückkehren, zeigt uns dies, dass sie sich hier wohlfühlen. Und gleichzeitig können wir beim Artenschutz helfen“, erklärt Janina Ehrhardt.