Mit über 4.000 Vögel aus 650 Arten ist der Weltvogelpark Walsrode nicht nur der größte Vogelpark der Welt, sondern auch ein Ort für viele gefiederte Liebschaften. Passend zum Valentinstag haben die Biolog:innen des Parks spannende Fakten rund um das Liebesleben ihrer Vögel zusammengetragen.
Dabei sind die meisten Vögel zumindest auf dem ersten Blick alles andere als „flatterhaft“. „Rund 90 Prozent aller Vogelarten leben tendenziell monogam, entweder für eine Brutsaison, mehrere Jahre oder auch ein Leben lang – das heißt, ein Paar kümmert sich gemeinsam um das Nest, die Bebrütung der Eier, Futtersuche und Aufzucht der Jungen. Bei diesen Arten sind Männchen und Weibchen übrigens meist gleich oder sehr ähnlich gefärbt. Es kommt also auch hier auf die inneren Werte an“, sagt Anne Densow, Biologin im Welztvogelpark Walsrode.
Kleine Geschenke erhalten die Liebe
Wie festigen Vögel ihre Paarbindung? Mit einem gemachten Nest! So kehren männliche Störche immer als erstes in die Brutgebiete zurück und besetzen möglichst den Horst vom Vorjahr. Weibchen folgen ein paar Wochen später – sie kehren zurück zum festen Nistplatz. Oft bewohnt ein Paar mehrere Jahre denselben Horst. Hat aber ein anderes Männchen den Horst besetzt, so ist das Weibchen ihrem Nistplatz treu, aber nicht unbedingt ihrem alten Partner. Die Paarbindung am Nest wird dann durch das berühmte Klappern mit dem Schnabel gefestigt, beide Partner bauen das Nest jedes Jahr weiter aus.
Frühlingsgefühle im Weltvogelpark Walsrode
Bildquelle Copyright: © Weltvogelpark
Unzertrennliche Papageien
Papageien sind sehr soziale Vögel und bekannt für ihre Treue. Hat sich ein Paar nach ausgiebiger Prüfung des Aussehens, der Stimme und des Verhaltens gefunden, so bildet es eine enge Paarbindung. Diese wird durch gegenseitige Gefiederpflege, besondere Laute, Balzrituale wie Verbeugen, Schnäbeln und Flügel schlagen gefestigt. Und natürlich durch Geschenke wie Futter – gegenseitiges Füttern stärkt die Bindung. Oft hält diese ein Leben lang! Nicht umsonst gibt es kleine, afrikanische Papageienarten wie die Pfirsichköpfchen, die auch „die Unzertrennlichen“ oder „Lovebirds“ genannt werden.
Feurige Flamingos
Flamingos zeigen ein ausgeprägtes Balzverhalten in Gruppen. Die rosafarbenen Flamingo-Tänzer marschieren entweder synchronisiert als Parade im Wasser, wenden den Kopf schnell hin und her oder präsentieren die Unterseiten ihrer Flügel, um einen Partner zu gewinnen. Je ausgefallener und komplexer das Bewegungs-Repertoire dabei ist, desto größer ist die Chance auf einen Partner und den eigenen Fortpflanzungserfolg. Haben sich dann zwei Vögel gefunden, bleiben sie für eine Brutsaison zusammen. Und zur nächsten Fortpflanzungssaison geht der Tanz von vorne los!
Weltvogelpark Walsrode Flamingos
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Seitensprünge nicht selten
„Aber gerade bei Vogelarten, die auf dem ersten Blick treu wirken, weiß man inzwischen, dass es häufig Seitensprünge gibt. Von vielen Arten ist bekannt, dass nicht alle Jungen aus einem Gelege vom selben Vater abstammen! So finden sich Blaumeisen als feste Brutpartner für die Brutsaison zusammen. Jedoch suchen beide Geschlechter aktiv nach Seitensprüngen mit anderen Blaumeisen – mit dem Nachbarn aus dem nächsten Nest oder vertrauten Futterpartnern aus der Winterzeit. Dies erhöht für die Männchen die Anzahl der eigenen Nachkommen. Den Weibchen hilft es durch die genetisch Vielfalt die Überlebenschancen der Nachkommen zu steigern“, so Densow weiter.
Liebe auf Zeit
Bei anderen Vogelarten geht es nur darum, möglichst viele Partner zu beeindrucken – entweder mit herausragendem Gesang, ausgefallenen Tänzen oder kunstvoll selbstgebauten Nestern. Dabei geht es nur um ‚Liebe‘ für einen kurzen Moment – denn hat sich ein Paar gefunden, so gehen sie nach der Paarung schon wieder getrennte Wege. Das Ziel: Die Art gut zu erhalten, den genetischen Pool möglichst breit zu fächern und eine gute Anpassungsfähigkeit der folgenden Generationen an die Umwelt zu gewährleisten.
Also muss für den einen Moment alles passen: das Gefieder muss glänzen und perfekt sitzen, das Haus bereitet und die Stimme geölt sein…
Das Weibchen kümmert sich dann allein um Eier und Jungtiere – um dabei nicht aufzufallen, sind die Weibchen mit ihrer Gefiederfarbe an ihr Brutverhalten angepasst und in Tarnfarben gekleidet. Männchen hingegen buhlen um die Gunst dieser Weibchen – das tun sie mit verschiedensten Strategien!
Prächtige Paradiesvögel und Damenwahl in der Balzarena
Die Männchen der Paradiesvögel Neuguineas kleiden sich in aufwändigen Farben und mit prachtvollen Schmuckfedern. Doch damit nicht genug – um Weibchen von sich zu beeindrucken, vollführen sie komplexe Tänze, rücken ihre ausgefallenen Federn dabei ins rechte Licht und singen und pfeifen, was das Zeug hält. Zum Teil nutzen sie dafür hohe, von Blättern gesäuberte Äste oder frei geputzte ‚Balzarenen‘.
Auch die Männchen der kleinen, mittel- und südamerikanischen Pipras zeichnen sich durch spektakuläre Balzrituale aus – diese zeigen einem Weibchen, wie fit und durchsetzungsfähig ein potenzieller Partner ist. Einige Arten der Pipras nutzen ungewöhnliche Geräusche zur Balz – beim Flug wird durch sehr schnelles Gegeneinanderschlagen der Flügel über dem Rücken ein lauter, knallender oder schnurrender Ton erzeugt. Die Tänze werden in sogenannten Balzarenen vorgeführt, die vom Männchen von Blättern und anderen, aus Pipra-Sicht störenden Materialien befreit wird. Das Männchen möchte mit seinem Balztanz fliegend, hüpfend und wirbelnd von Ast zu Ast möglich viele Weibchen von sich überzeugen. Ist ein Weibchen bereit, so fordert es das Männchen auf, ihr zu folgen!
Hausbau bei den Webervögeln
Zur Brutzeit bauen Webervogel-Männchen mehrere, aus langen Halmen kunstvoll geflochtene Hänge-Nester mit einer Bruthöhle. Mit erregten Rufen und Balztänzen werden die Weibchen an die Nester gelockt. Diese wählen das beste und stabilste Nest aus. Das Männchen baut oft mehrere Nester, um die Chancen zu erhöhen, dass eines der Nester gewählt wird. Ist ein Weibchen zufrieden, kümmert es sich danach allein um Eier und Junge, während das Männchen schon fleißig am nächsten Häusle baut.
Alleinerziehende Väter
Bei den Kasuaren, großen Laufvögel aus Neuguinea und Nord-Australien, läuft es genau anders herum. Die Männchen besetzen im dichten Regenwald ein Territorium, in dem sie ein Bodennest in einer Mulde, ausgepolstert mit Blättern, vorbereiten. Kommt ein Weibchen in das Revier, wird es vom Männchen bei der Balz mit dumpfen Rufen, aufgestelltem Gefieder und aufgeblähtem Hals umworben. Nach einer Paarung bleibt das Weibchen noch im Revier, bis es bis zu fünf leuchtend grüne Eier in das Nest des Männchens legt. Nun ist es am Männchen, fleißig zu sein – die Eier zu bebrüten und später die geschlüpften Jungen zu führen. Das Weibchen schaut sich derweil schon im nächsten Territorium nach einem weiteren Männchen um…