Bei den Humboldt-Pinguine im Weltvogelpark Walsrode gab es im Mai gleich vierfachen Nachwuchs. Bei den in ihren Heimatländern gefährdeten Pinguinen hat es nicht immer einfach. Wie ihre Artgenossen auf die neuen Mitbewohner reagieren und wie eine clevere Idee das friedliche Zusammenleben der Tiere ermöglicht, verrät Tierpflegermeister German Alonso.
Mit über 4.000 Vögeln aus 650 Arten und von allen Kontinenten ist der Weltvogelpark Walsrode nicht nur der größte Vogelpark der Welt, sondern auch eine wichtige Institution für die Nachzucht bedrohter Vogelarten. Auch die Humboldt-Pinguine zählen zu diesen bedrohten Arten. Durch kommerziellen Fischfang im Humboldt-Strom und den Abbau von Guano leben aktuell weniger als 24.000 Tiere in freier Wildbahn. Umso größer war die Freude, als vor einigen Wochen vier putzmuntere Jungtiere aus ihren Eiern schlüpften.
Humboldt-Pinguine-Nachwuchs im Weltvogelpark Walsrode.
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Erstmalig ist der Pinguinnachwuchs in der Pinguinanlage zu sehen. Früher musste der Nachwuchs, sobald er flügge geworden ist, in die Jungtierstation umziehen. Grund dafür sind Auseinandersetzungen mit älteren Artgenossen. Denn wenn die kleinen Pinguine erstmals mobil werden, watscheln sie auch gern einmal in die benachbarten Bruthöhlen anderer erwachsener Tiere. Denen passt so etwas natürlich gar nicht, und sie versuchen, den fremden Nachwuchs teilweise rabiat zu vertreiben. Für die Jungtiere besteht dabei eine hohe Verletzungsgefahr. Damit der aktuelle Pinguinnachwuchs trotzdem in der Pinguinanlage leben kann, hat sich der erfahrene Tierpflegermeister German Alonso etwas Cleveres einfallen lassen.
Der Pinguinlaufstall: wohlbehütet in der heimischen Bruthöhle
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„Die jungen Pinguine sind aktuell drei bis sechs Wochen alt und somit in einem Alter, in dem sie langsam mobiler werden und die nähere Umgebung erkunden möchten. Dass benachbarte Bruthöhlen wohlmöglich das Revier anderer Pinguine sind, spielt für die abenteuerlustigen jungen Pinguine keine Rolle. Die älteren Tiere werden hier schnell aggressiv und versuchen, den fremden Nachwuchs mit Schnabelhieben wegzujagen. Mir kam dann die Idee für einen Pinguinlaufstall“, verrät German Alonso.
Der Aufbau des Laufstalls ist dabei ebenso einfach wie genial. Vor jede Bruthöhle, in der aktuell ein Jungtier lebt, wird ein kleiner Zaun gesetzt. Durch diesen können die jungen Pinguine zwar gucken, aber nicht ausbüxen. „Uns Tierpfleger:innen und den anderen Pinguinen wird das Leben dadurch deutlich einfacher gemacht. Besonders Eltern werden wohl nachvollziehen können, wie angenehm es sein kann, wenn man auch mal ein paar Augenblicke nicht auf den Nachwuchs aufpassen muss“, so Alonso abschließend.
Wer die kleinen Pinguine live erleben will, der kann dies im Weltvogelpark. Alle vier Jungtiere sind immer wieder mal in ihrem Laufstall auf der Pinguinanlage für Besucher:innen zu sehen. Ab einem Alter von drei Monaten dürfen sie dann ihre Anlage auf eigene Faust erkunden.
Bildquelle: Weltvogelpark Walsrode